von Thomas Aichner
13. September 2015Selbstfahrende Autos: Chancen und Risiken
Die neuesten Statistiken sprechen von über 257.000 Verletzten und über 3.300 Toten bei mehr als 181.000 Verkehrsunfällen in Italien. In Südtirol wurden im vergangenen Jahr bei 1.591 Unfällen 2.076 Menschen verletzt und 33 getötet. Insgesamt sind in 67,5% aller Unfälle Autos betroffen, gefolgt von Motorrädern (ca. 13%) und LKWs (ca. 7%). In jeweils 5% sind Fahrräder bzw. Mopeds in den Unfall verwickelt. Dank sicherer Fahrzeuge, schärferer Kontrollen und gezielter Aufklärung konnte die Zahl der Verkehrstoten (-52%) und verletzten (-31%) in den letzten 10 Jahren stark gesenkt werden. Damit in Zukunft noch weniger Menschen auf den Straßen sterben, wird seit Jahren auch an selbstfahrenden Autos geforscht.
Weniger Unfälle sind ein wichtiger, aber bei weitem nicht der einzige potentielle Vorteil von autonomen Fahrzeugen, die ganz ohne Fahrer auskommen. Andere Ziele, die verfolgt werden, sind:
- Weniger Staus
- Besserer Komfort, z.B. Liegefunktion
- Kostenersparnis dank effizienter Fahrweise
- Höhere Maximalgeschwindigkeiten auf Straßen und dadurch kürzere Fahrtzeiten
- Lösung des Parkproblems in Ballungszentren, z.B. kann das Auto den Beförderten im Zentrum absetzen und selbständig außerhalb parken
- Mobilität für Menschen ohne Führerschein oder mit bestimmten Einschränkungen, die grundsätzlich oder vorübergehend nicht selbst Auto fahren dürfen oder können (z.B. Kinder, Blinde, Menschen unter Drogen- oder Alkoholeinfluss)
Bereits in den 1950er Jahren gab es die ersten Visionen vom autonomen Fahren. Heute fahren zahlreiche Roboter-Autos auf Teststrecken in den USA und in Europa, unter anderem von klassischen Automobilherstellern wie Audi, Mercedes und Volvo, aber auch vom Internetpionier Google (www.google.com/selfdrivingcar). Audi sagt voraus, dass wir spätestens 2022 selbstfahrende Autos auf unseren Autobahnen sehen werden und Experten der Berufs- und Forschungsorganisation IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) gehen davon aus, dass sich im Jahr 2040 bis zu 75% aller Fahrzeuge völlig autonom bewegen.
Aber es gibt auch Kritik und Risiken, die mit autonomen Fahrzeugen verbunden sind. Taxifahrer oder andere Berufsfahrer können ihre Arbeit verlieren. Außerdem, so einige Kritiker, geht die „Freude am Fahren“ verloren, Haftungsfragen sind bislang ungeklärt und die Software von Autos könnte gehackt werden oder fehlerhaft sein. Weitere Sicherheitsbedenken beziehen sich auf das Verhalten der Fahrzeuge in unvorhersehbaren Situationen: Was passiert bei plötzlichem Glatteis? Was macht das Auto, wenn die Straße überflutet ist? Die Produzenten und Gesetzgeber stehen also vor einer ganzen Reihe an Herausforderungen, die gelöst werden müssen.
Aus Sicht von Menschen mit einer körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigung bringt das autonome Fahren vor allem einen entscheidenden Vorteil: Es verbessert ihre Autonomie bzw. Mobilität. Dadurch wird sowohl die Integration in den Alltag als auch in das Berufsleben erleichtert. Das ist in erster Linie für die Betroffenen selbst positiv, aber auch für ihre Angehörigen, Arbeitgeber und schließlich für die gesamte Gesellschaft.
Bild: © Volvo Cars, „Drive Me“-Projekt