XII. Nationaler Kongress der Nationalen ANMIC

von ANMIC

21. November 2014

Die Herausforderungen der Zukunft meistern: Behinderung, Chancengleichheit und Inklusion

Der Kongress fand am 13., 14. und 15. November 2014 in Rom im Kongresszentrum Holiday Inn statt. Auf der Tagesordnung stand auch die Ernennung des neuen Präsidenten, nachdem der seit 2001 amtierende nationale Vorsitzende der ANMIC, Dr. Giovanni Pagano, aus Gesundheitsgründen zurückgetreten war.

330 Delegierte aus ganz Italien haben einstimmig Prof. Nazaro Pagano – 55 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder – zum neuen nationalen Präsidenten ernannt. Er ist aus der Provinz Caserta gebürtig, wo er Landesvorsitzender der ANMIC war, belegte ein Wirtschaftsstudium und wurde 2011 zum Generalsekretär der Nationalen ANMIC und Direktor der Zeitschrift „Tempi Nuovi“ bestellt. Sein Fachgebiet ist die Betriebswirtschaftslehre; er unterrichtete an Wirtschaftsoberschulen und anschließend an der Wirtschaftsfakultät der Seconda Università in Neapel, sowie an der Universität Federico II und an der Universität von Camerino. In diesen Jahren befasste er sich hauptsächlich mit der schulischen Eingliederung von Personen mit Behinderungen.

Der Präsident der Nationalen ANMIC, Prof. Nazaro Pagano, betont: „Mit Stolz kann ich behaupten, dass uns kein einziges erworbenes Recht genommen wurde“.

Ein Auszug aus der Rede von Prof. Nazaro Pagano:
„Wie wir alle wissen, macht Italien gerade eine der schlimmsten Zeitepochen seiner Geschichte und eine schwere Wirtschaftskrise durch. Dieser ‚Moment’ dauert mittlerweile schon seit einigen Jahren und scheint keinem Ende zuzugehen. Was heute fehlt, sind konkrete Aussichten. Betrachtet wird nur die unmittelbare Zukunft mit ihren Zahlungsfälligkeiten und den Schwierigkeiten bis zum Monatsende. Die Politik war bisher nicht in der Lagem Stande, die Bevölkerung in eine ganzheitliche Sanierung unseres Landes einzubeziehen. Alles ändert sich: die Arbeitswelt, die Politik, die Gesellschaft, ob gut oder schlecht. Traditionen und Sicherheit gibt es nicht mehr, alles ist prekär und in ständiger Verwandlung. Wir leben in einer sich schnell drehenden Welt, der wir nur mit Mühe nachkommen.

Daher muss nun der Anpassungsprozess beschleunigt werden, um Neues zu entdecken und zu verstehen.

Vor diesem Hintergrund braucht auch unser Verein neue Organisationsmodelle und eine andere Kultur der Behinderung; er muss sich öffnen und mit der Gesellschaft und den Institutionen ins Gespräch kommen. Unser Verein braucht tatkräftige Menschen, die im Einklang mit den wahrlich wichtigen Veränderungen stehen, die unser Land zurzeit überrollen.

Die ANMIC braucht frischen Wind, jetzt und sofort; ich werde mich dafür einsetzen, dass dies auch erfolgt. Ich könnte nämlich niemals zuschauen, wie eine Einrichtung verwelkt, der meine Vorgänger ihr Leben gewidmet haben. In einem so prekären und zerbrechlichen Umfeld hat die ANMIC auf jeden Fall bewiesen, tief und fest verwurzelt zu sein; so konnte sie auch ihren Einsatz zur Unterstützung und zum Schutz der behinderten Menschen weiterführen. Heute mehr denn je – vor einem gelinde gesagt kritischen politischen Szenarium – verteidigt die ANMIC Rechte, die in jahrelangen Kämpfen erworben wurden, was ganz und gar nicht einfach ist. In den letzten 58 Jahren haben wir entschieden zur Ausarbeitung eines gerechten und angemessenen gesetzlichen Rahmens für den Schutz der Menschen mit Behinderungen und die Schaffung eines würdevollen Sozialstaates beigetragen; nun werden wir mit allen Mitteln auch die bisher erworbenen Rechte verteidigen.

Ich möchte auch betonen, dass die Kraft der ANMIC nicht das Ergebnis der Arbeit einer einzelnen Person ist und auch nicht auf den Einsatz dieser oder jener Führungskraft zurückführen ist; sie rührt vielmehr aus eurer Teilnahme, eurer Unterstützung und euren Vorschlägen.

Auf diesem langen Weg haben euer Beitrag und eure Unterstützung uns die Errungenschaft wichtiger gesetzlicher Schutz- und Sozialrechtbestimmungen ermöglicht. Die Einforderung dieser Rechte, die dank der Vereinigung anerkannt wurden, ist dem Einsatz aller Personen zu verdanken, die wirklich an die ANMIC geglaubt haben. Wer die Ehre hat, eine so glorreiche Vereinigung zu vertreten, würde aber ohne Unterstützung seitens der Mitglieder, ohne deren Beitritt und deren Teilnahme nicht viel erreichen.

Aufforderung des Präsidenten Nazaro Pagano an die Regierung:

„Es fehlt eine ganzheitliche Strategie für die Zukunft des Wohlfahrtsstaates; wir fordern die öffentlichen Organe auf, die Sozialpolitik in angemessener Weise aufzuwerten und zu finanzieren, um Menschen mit Behinderungen und deren Familien zu schützen und die soziale Kohäsion des Landes zu wahren. Zu den Prioritäten für die unmittelbare Zukunft gehört sicherlich die Überarbeitung des Gesetzes über die gezielte Arbeitsvermittlung, die den benachteiligten Personen keine Arbeit zu sichern vermag. Es genügt nicht, sich ständig zu fragen, warum die bestehenden Vorschriften bisher nicht beachtet wurden; es braucht eine tiefgehende Überholung des Gesetzes 68/99, die von den positiven Auswirkungen des Gesetzes ausgehe. Der Arbeitsmarkt hat sich zudem im Vergleich zu den Jahren, in denen dieses Gesetz entstanden ist, tiefgehend verändert.

Vorrangig ist dabei auch eine besondere Aufmerksamkeit für die schulische Integration. Für unser Land ist es über dreißig Jahre nach dem Erlass des Gesetzes 517/1977 über die schulische Eingliederung an der Zeit, die deutlich gewordenen kritischen Aspekte zu untersuchen und aufgrund einer genaueren Kenntnis die Notwendigkeit der Umgestaltung bestimmter Aspekte des Systems in Erwägung zu ziehen.“

 

Bild: Prof. Nazaro Pagano, Präsident der Nationalen ANMIC

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