Tagung und internationaler Vergleich in Bozen

von ANMIC

9. Oktober 2023

ANMIC Südtirol trifft ANMIC Trient und ÖZIV Tirol

Kürzlich fand in Bozen ein internationales Treffen zwischen drei der wichtigsten Interessensverbände statt, welche Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung in Südtirol, dem Trentino und in Tirol (Österreich) vertreten: Die Vereinigung der Zivilinvaliden (ANMIC Südtirol und ANMIC Trient) sowie der Österreichische Zivilinvalidenverband (ÖZIV Tirol). Ziel des Treffens war nicht nur eine vermehrte künftige Zusammenarbeit zwischen den drei Verbänden, sondern besonders der Ideen- und Wissensaustausch mit dem Ziel, die Rechte dieser Menschen auszubauen sowie deren Inklusion zu erhöhen.

Den Alltag und das Leben von Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung verbessern: Das ist das Ziel, welches alle drei Verbände in der Euregio Tirol, Südtirol und Trentino gemeinsam teilen. „Bei diesem wichtigen Treffen wurden zahlreiche Themen behandelt“, berichtet Thomas Aichner, Präsident der ANMIC Südtirol. „Während des gemeinsamen Austausches schilderte jede Vereinigung, welche Problematiken angesichts der Zivilinvalidität und der Behinderung aufgetreten sind, wie mit diesen Problemen umgegangen und welche Lösungen gewählt wurden. Darüber hinaus wurden die verschiedenen Errungenschaften der einzelnen Vereinigungen sowie künftige Herausforderungen besprochen. Dank dieses Austauschs lernten wir nicht nur andere Realitäten kennenlernen: Vor allem wurde deutlich, was wir verbessern und wo wir uns als Vereinigung einsetzen können bzw. welche Initiativen umgesetzt werden müssen, damit Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung in Südtirol besser unterstützen und geschützt werden.“

Derzeit gibt es 46.053 Südtiroler, welche aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Krankheit als Zivilinvalide anerkannt sind. Diese Anerkennung, festgestellt durch eine entsprechende Ärztekommission, ist grundlegend, damit Betroffene verschiedene Hilfeleistungen in Anspruch nehmen können. Diese Hilfeleistungen variieren je nach anerkanntem Invaliditätsgrad und reichen von der Gewährung kostenloser Hilfsmittel bis hin zur Auszahlung finanzieller Leistungen wie die Zivilinvalidenrente oder das Begleitgeld. Die ANMIC Südtirol setzt sich tagtäglich dafür ein, die Rechte der Südtiroler Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung dauerhaft zu verbessern, indem Treffen mit Politikern, zuständigen Akteuren und Ämter vereinbart werden.

Eine der zahlreichen und bemerkenswerten Errungenschaften, welche die ANMIC Südtirol zugunsten der Südtiroler Zivilinvaliden erzielt hat, bezieht sich auf die Zivilinvalidenrente: So werden Einkünfte, die der getrennten Besteuerung unterliegen (z.B. Abfertigung), nicht mehr zum Gesamtjahreseinkommen gezählt, wodurch wesentlich mehr Personen den Rentenanspruch beibehalten. Außerdem konnte auf Initiative der ANMIC Südtirol erreicht werden, dass die Zivilinvalidenrente bei Arbeitsplatzverlust wesentlich schneller ausbezahlt wird. Zu den weiteren Errungenschaften zählt der seit 2012 eingeführte Südtirol Pass Free: Damit können Personen mit einer Zivilinvalidität ab 74% alle öffentlichen Verkehrsmittel in Südtirol kostenlos nutzen.

In Tirol und unter dem Motto „Wir sind nicht behindert, wir werden behindert“, setzt sich der Österreichische Zivilinvalidenverband (ÖZIV Tirol) für die vollständige Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein. Diesem Grundsatz zufolge ist „Behinderung kein persönliches Defizit, sondern hängt von der Interaktion einer Person mit ihrer äußeren Umgebung ab. Folglich werden Menschen erst durch Barrieren behindert, welche sie an einer gleichberechtigten und unabhängigen gesellschaftlichen Teilhabe hindern. Die Beseitigung dieser Barrieren ist daher das zentrale Ziel des ÖZIV Tirol“, berichtet ÖZIV Tirol Präsident Michael Knaus. Dabei konzentriert sich die österreichische Interessensvertretung für Menschen mit Behinderungen nicht nur auf die Beseitigung räumlicher und sozialer Barrieren, sondern setzt sich mit seinen verschiedenen Angeboten auch für den Abbau aller Barrieren in der Arbeitswelt ein. Ein Beispiel hierfür ist auch im Verband selbst zu beobachten, denn 40 Prozent der Mitarbeiter des ÖZIV Tirol sind Menschen mit Behinderung.

In der Provinz Trient dagegen, setzt sich die ANMIC Trient für die Rechte von Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung ein. „Um diese Menschen zu unterstützen und ihr tägliches Leben zu verbessern, führen wir als ANMIC Trient den regelmäßigen und direkten Austausch mit der Provinz, den Gemeinden, den Talschaften und anderen Vertretern öffentlicher Einrichtungen durch“, erklärt Marcello Manganiello, Präsident der ANMIC Trient. „Wir bemühen uns, damit alle Zivilinvaliden die richtigen Informationen über ihre Rechte erhalten. Aber vor allem kämpfen wir dafür, dass diese Rechte auch in Zukunft beibehalten werden“. Darüber hinaus bietet die Vereinigung kostenlose Beratungen an, um Zivilinvaliden beim Ausfüllen und bei der Gesuchstellung verschiedener Anträge zum Thema Zivilinvalidität und Behinderung behilflich zu sein und sie und ihre Familien über die ihnen zustehenden Leistungen und Einrichtungen zu informieren, wie beispielsweise wirtschaftliche und arbeitsrechtliche Leistungen, aber auch in Bezug auf den Transport und die Beseitigung architektonischer Hindernisse.

Während des Treffens kamen verschiedene Problematiken und Schwierigkeiten zur Sprache, mit denen die drei Vereinigungen tagtäglich konfrontiert sind. „Die größten Probleme betreffen die soziale und berufliche Eingliederung. Es ist in der Tat wichtig, allen Menschen einen uneingeschränkten Zugang zur Gemeinschaft zu ermöglichen, beispielsweise durch die Beseitigung architektonischer Barrieren, damit jeder die Möglichkeit hat, sich frei zu bewegen“, erklärt Thomas Aichner. Auch das Thema Arbeit bringt verschiedene Problematiken mit sich: Es gibt viele arbeitssuchende Zivilinvaliden, die aufgrund falscher Vorurteile in den Unternehmen keinen Arbeitsplatz finden. Deshalb ist es wichtig, die Arbeitgeber dahingehend zu sensibilisieren, dass Zivilinvaliden keine Belastung für das Unternehmen sind, sondern dass sie durch richtige Beschäftigung und geeignete Aufgabenzuweisung zahlreiche, auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen.

Am Ende des Treffens überreichte der ANMIC Südtirol jeder Gruppe ein Gemälde mit den Logos der Vereine. Das Werk wurde von Thomas Winkler, einem Zivilinvaliden aus Meran und Mitglied der ANMIC Südtirol, angefertigt und gespendet, wobei seine Werke auch im Vinschgau, in Meran und Innsbruck ausgestellt wurden. Das Gemälde soll den Beginn der Zusammenarbeit zwischen den drei Vereinigungen (ANMIC Südtirol, ANMIC Trient und ÖZIV Tirol) symbolisieren mit dem Ziel, Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung zu schützen, ihren Alltag zu erleichtern und ihnen eine bessere Inklusion, auch durch gemeinsame Projekte, zu gewährleisten.

 

Bild: (von links nach rechts) Marcello Manganiello, Sara Chiarani, Giulia Ferrarese, Thomas Aichner, Michael Knaus, Andrea Trager, Hannes Lichtner, Lore Cvilak | © ANMIC Südtirol

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